Nun ist es also heraus. Obama ist nicht nur ein glänzender Darsteller; er weiß tatsächlich alles. Genau genommen hätte er also gar nicht nach Berlin kommen müssen. Zumal es seinen Töchtern zum Shoppen eh zu heiß war. Zigarre geraucht hat er auch nicht. Also ein verschenkter Tag. Es hätte gereicht, seine Rede vom Oval Office aus am Brandenburger Tor auf Großleinwand zu projizieren. Obama-Public-Viewing. Er hätte sitzen bleiben können, sein Jackett nicht ausziehen müssen. Man hätte keine 6.000 geladenen Gäste abchecken müssen und würde einigen Aufwand eingespart haben. Denn selbst im schlimmsten Falle verursachen ein paar Durchschüsse oder ein sprengstoffgefülltes Modellflugzeug bei einer Großleinwand eher kleinen Ärger.
Hingegen beschert es aber ein großmächtiges Glücksgefühl, wenn man Leuten begegnet, über die man bis hin zu sexuellen Vorlieben und Blutgruppe eigentlich alles weiß. Am meisten haut es rein, wenn das jeweilige Gegenüber ahnungslos ist.
Den Spaß an solchen Lustreisen mit ahnungslosen Partnern in Europa hat dem Präsidenten nun ein Whistleblower verdorben. Nun müßte sogar die Bundesregierung erahnen können, daß ihre Geheimnisse keine sind. Putin, selbst ehemaliger Geheimdienstler, soll seine Schenkel nach dem vielen Klopfen schon mit Wundsalbe behandelt haben. Befremdlich vor allem, welch niedere Chargen bei unserem Hauptverbündeten Zugriff auf sensibelste Daten haben. Erst erschütterte ein simpler Gefreiter durch die Offenlegung militärischer Geheimnisse die Supermacht, dann entfernt sich ein Systemadministrator mit einem üppigen Paket von Geheimdienstdaten aus seinem Wirkungsbereich und verursacht weltweit Aufsehen.
So wird vorstellbar, dass eine Putzfrau aus dem State Department sich vorm Fernseher scheckig lacht, wenn wieder einmal einer unserer Putzobersten vor der UNO spricht und ihren Freundinnen mitteilt: „Also, dieser German hat einen…“ Aber lassen wir das. Wer will schon alles wissen.