Erstellt: 16. Januar 2018

Eine mir bekannte Condorin hat drei Eier ins Nest gelegt und ist jetzt am Brüten. Nicht nur im direkten, sondern auch im übertragenen Sinne. Sie ahnen vielleicht, dass Condore eher vom Aussterben bedroht sind als Blödiane, Zigarrendödel oder Wanderratten, und daß es etwas sehr Seltenes ist, wenn bei unsereinem gleich drei Eier im Nest landen. Die Gute gibt sich denn auch alle erdenkliche Mühe mit dem Nachwuchs. Umso schlimmer, daß gerade bei ihr eine besondere Form von Schwangerschaftsdepression, die Condor-Eier-Zukunftsangst, zuschlägt. Regelrecht Panik empfinde sie, was aus den Eiern schlüpfen werde, gestand sie mir. Um Himmels Willen, sagte ich und fragte, wie sie auf derartig abseitige Ideen käme. Da weinte sie ein bißchen und erklärte, daß sie dieser Tage von einem zehnjährigen Kind namens Desmond Napoles aus New York erfahren habe, das bunte Kleider, Federschmuck und Make-up trägt, aber eben nicht, um Indianer zu spielen, sondern um als Drag Queen rüberzukommen. Der Zehnjährige, der seinen Eltern bereits vor Jahren von seinen Gefühlen für andere Jungs berichtet hatte und sich mittlerweile selbst öffentlich als schwul bezeichnet, habe bereits vor Jahren an der New Yorker Gay Pride teilgenommenen. Seine Mutter hat längst eine Facebook-Fanpage für ihren Filius eingerichtet. Unter „Desmond is Amazing“ postet das Medium unaufhörlich Schnappschüsse und Statements an tausende Fans und Follower. Der vermeintlich selbstbewusste Frühvollendete powert die Botschaft: „Du kannst dich ausdrücken, wie du willst.“ Neben der offiziellen Homepage und dem Instagram-Account betreibe der Knirps mit dem Drag-Club „Haus of Amazing“ – ein Netzwerk für minderjährige Drag-Queens, weil er überzeugt sein soll, nicht der Einzige seiner Art zu sein. So weit so, äh, gut. Vielleicht hat ja irgendwann irgendein wichtiger Grölemeyer gesungen: „Kinder tragen Fummel – Kinder an die Macht“. Während im Big Apple diese Show läuft, und Desmond im Fummel und mit High-Heels im Internet zur Schau gestellt wird, geraten Menschen unter Mißbrauchsverdacht, bei denen man Strandfotos ihrer leicht bekleideten Kinder fand, stehen Väter vor Gericht, die stolz Fotos ihres Nachwuchses posteten, werden Shitstorms gegen alle und jeden entfacht, die in den Verdacht geraten, irgendetwas mit Kindern, Sexualität und Arbeit durcheinanderzubringen. Ein niederländischer Geiger und Orchesterleiter geriet unter Strafe und in Kritik, weil er einen Kinderchor nach 23 Uhr zum Schlussapplaus auf die Bühne treten ließ.
In Anbetracht der ausufernden Hybris sollte man sich getrost ein paar Fragen stellen. Beispielsweise die, durch wen der geschäftsunmündige Knirps von der Gay Pride erfuhr. Hat er den eigenen Wagen dorthin chauffiert? Vor allem aber die wichtigste: Warum das alles? Nicht, daß da im Schatten des so herrlich selbstbestimmten Dreikäsehochs am Ende vielleicht doch irgendwelche Leute beim Tanz ums Goldene Kalb abdrehen.
Die brutdepressive Condorin wird jedenfalls von dem Alp geplagt, daß ihre seltenen Eier in den Pfannen von Feinschmeckerrestaurants schmurgeln, oder aber aus ihnen Jungcondore schlüpfen, die sich mit fremden Federn schmücken und nichts zur Erhaltung ihrer gefährdeten Art beitragen mögen. Laß man, und brüte weiter, sagte ich. Ein Condor kann nur mit eigenen Federn fliegen. Und Drag Queen können weder Jungcondor noch Knirps sein, weil solches laut Wikipedia “ein Mann ist, der in künstlerischer oder humoristischer Absicht durch Aussehen und Verhalten eine Frau darstellt“. Achtung! Kinder- und Jugendschutz geht alle an. Sogar Kinder. Zigarren gibt es schließlich auch erst ab 18.