Erstellt: 21. Januar 2015

Die ersten Monate des Jahres erlauben uns, neben der Resignation vor guten Vorsätzen, auch Blicke auf das Skelett der winterlich entlaubten Natur; aus der horizontalen Perspektive des Normalbürgers, oder beispielsweise aus meiner - der Vogelperspektive, die der Mensch sich durch Luftfahrzeuge erschlossen hat. Unser berühmter Landsmann Hans-Joachim Ringelnatz, geboren in Wurzen, vom Gymnasium relegiert in Leipzig, schlußendlich begraben in Berlin, war davon so beeindruckt, daß er nicht zuletzt dieser Perspektive sein Gedicht „Winterflug 1929“ widmete: „… Tausend Bäume … Kahlfressen wie von Ratten - Und werfen auf den Schnee … Gleichviel blauzarte Schatten …“.
Ringelnatz, bürgerlich Hans-Gustav Bötticher, war erstaunlich vielseitig; neben seiner dichterisch-literarischen Begabung brillierte er als Maler und Zeichner und beeindruckte seine Zeitgenossen als Kabarettist und Sauftalent. Dem Tabak stand er besonders nahe, wenngleich es bei ihm selten für gute Zigarren gereicht haben wird. Neben Dutzenden krachend gescheiterter Existenzen, betrieb er bis zur frühen Pleite immerhin auch einmal das Tabakhaus „Zum Hausdichter“ in München, in dem ihm und der Kundschaft ein menschliches Gerippe Gesellschaft leistete. Vielleicht hatte er vorausgesehen, dass es acht Jahrzehnte nach seinem Ableben üblich sein würde, Tabakprodukte durch krasse Darstellungen von Leiden und Tod zu brandmarken? Vorhersehungen hatten es ihm generell angetan. So verdiente er einige Zeit seinen Unterhalt damit, als Wahrsagerin verkleidet, Bordelle aufzusuchen, und den Damen der Häuser die Zukunft zu deuten. In dieser Rolle mag ihm seine schmächtige Figur ebenso zustatten gekommen sein, wie seine mächtige gebogene Geiernase, die ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit mir verleiht, was mich von Anfang an für ihn einnahm. Die dauerhaften Querelen in seinem harten Leben führte er auf sein Äußeres zurück: „Ich bin überzeugt, daß mein Gesicht mein Schicksal bestimmt. Hätte ich ein anderes Gesicht, wäre mein Leben ganz anders, jedenfalls ruhiger, verlaufen.“ Karl Dall wird es bestätigen. Sei’s drum. Doch dann wäre eines der schönsten Gedichte über Gott und die Welt niemals entstanden, jenes eingangs zitierte, welches der Poet, der in Gedanken im Flugzeug über die winterliche Landschaft dahinbraust, wie folgt vollendete: „ … Ich hätte gar zu gern geraucht – Und einen Meukow mir bestellt – Und eine Frau vor mir gezwickt.“
Was das Rauchen und diverse Meukows anbetrifft, kann man bei uns im TABAK-KONTOR alles haben. Aber das Zwicken von Frauen, gleichgültig ob von hinten oder von vorn, unterbleibt bitte.