Erstellt: 02. Juni 2014

Stellen Sie sich vor, sie möchten sich mit einer neuen Tabakpfeife belohnen. So weit, so gut. Doch dann suchen Sie, statt den Fachhändler ihres Vertrauens, eine stillgelegte Tankstelle auf. Dort bekommen sie von einem Tagedieb, nebst ein paar saftigen Ohrfeigen, auch noch zum doppelten des Pfeifenpreises einen leckgeschlagenen Eimer voller verwester Fische. Das nenne ich falsch einkaufen. Damit meine ich nicht primär, daß wir uns heimtückische Apps, überteuerte Autos, Gammelfleisch oder gefälschte Markenprodukte andrehen lassen. Es ist alles noch viel schlimmer. Traditionell schaffen wir durchschnittlichen Deutschen mehr als das erste Halbjahr eines jeden Jahres für das Aufkommen an Steuer und Sozialabgaben. Davon finanzieren wir beispielsweise im Kleinen die Taxis, die im Auftrage der Leipziger Stadtverwaltung am Wahlabend mit laufenden Taxametern vor den Wahllokalen darauf warten, die Wahlunterlagen zur Wahlzentrale fahren zu dürfen. Den Taxifahrern sei’s gegönnt. Wir finanzieren auch den Innenminister und seine ausgedünnte Schar von Polizisten, die für unsere Sicherheit sorgen sollen, der steigenden Anzahl von Einbrüchen und dem ausufernden Drogenhandel hilflos gegenüberstehen. Auch belohnen wir die verträumten Verfassungsorgane, die uns vor den Zugriffen fremder Mächte schützen sollten, mit dicker Penunze. Wir berappen für das EU-Parlament, dessen demokratischer Charakter behauptet wird. Wo gibt’s denn sowas; da bekommt einer die Mehrheit der abgegebenen Stimmenminderheit und kann sein Amt irgendwelcher Kungeleien wegen nicht antreten? Bei uns gibt’s sowas. Und zwar für unser Geld. Wir kaufen virtuelle Drohnen und oxidierende Hubschrauber im Dutzend teurer, zahlen in Krankenkassen, die Streichlisten führen, blechen für Versorgungswerke, die weniger ausschütten als sie einnehmen. Weil wir es so dicke haben und uns gern von üblen Nachrichten Schauer über den Rücken jagen lassen, teilen wir mit Leuten, die mit uns nicht teilen wollen; finanzieren dümmliche Kampagnen und Regularien, hoffnungslose Dauerbaustellen, skandalöse Banken sowie Profite jedweder Unter- und Halbwelt. Wir geben für Störenfriede und Ganoven im Ausland, ein Heer beamteter Taugenichtse im Inland, für Waffengeschäfte, verabscheuungswürdige Regimes und fatale Entscheidungen. Wir gehören zu den Großzügigsten auf dem Planeten, wenn es darum geht, Kapital zu verbrennen oder in die Taschen krimineller Tunichtgute zu leiten. Jeder Dreck ist uns Kohle wert. Von wegen deutscher Fleiß und deutsche Sparsamkeit – Pustekuchen! Kaum etwas von alldem, was wir erwerben, erfüllt auch nur annähernd die gesetzlich geregelte Gewährleistungszeit von zwei Jahren. Dafür sind die Spätfolgen oft noch teurer, als die Investments. Weil wir auch noch brav das Maul halten. All das leisten wir uns einfach. Wir bezahlen und erhalten keine adäquate Gegenleistung. Das nenne ich falsch einkaufen.