Erstellt: 18. April 2014

Very important! Komische Zeiten sind das; jeder Zweite ist wichtig. Kein Dorffest ohne VIP-Lounge. Kein Ausverkauf ohne VIP-Shuttle. Es erzeugt Wohlgefühl, als VIP an einer wartenden neidvoll starrenden Menschentraube vorbeigeschleust zu werden, dorthin, wo die Wichtigen unter sich sind. Perfekt, wenn auf dem Weg noch jemand salutiert. Jede noch so dröge Fete wird zum Hit; man muß nur den Teilnehmern vorab VIP-Pässe zuschicken. Die Wege zur Wichtigkeit sind vielfältig und längst nicht so geheimnisvoll, wie man glaubt. Wichtigkeit beginnt damit, daß jemand sich selbst wichtig nimmt. Zehntausende Bürokraten in den Gremien der Europäischen Union, von denen immerhin mehr als 3000 jährlich mehr an Geld einstecken als die deutsche Bundeskanzlerin, haben allergrößte Meisterschaft darin entwickelt, sich wichtig zu machen. Sie denken sich etwas aus, schaffen ein Gremium, um in ihm ein Programm zu entwerfen, begründen ein weiteres Gremium, welches die finanziellen Voraussetzungen für die Umsetzung des Programmes schafft, kreieren noch ein Gremium, welches die Umsetzung anleitet und schlußendlich ein zusätzliches Gremium, welches alles kontrolliert. Wie wichtig ist das denn? Es ist jedenfalls die eindrucksvollste Umsetzung des alten DDR-Witzes, wonach Dienststellen zwar von Menschen geschaffen werden, dann aber ganz allein weiter wachsen. Während man in Politik und Verwaltung gleichzeitig häßlich und wichtig sein kann, wird man im Showbizz vor allem wichtig, wenn man bestimmte ästhetische Grundanforderungen erfüllt. Cindy aus Marzahn macht es vor. Wer im Musikunterricht scheiterte, macht sich günstig als Rapper wichtig. Rapper, die sich nicht wichtig genug fühlen, wechseln, wie unlängst geschehen, zu den radikalen Islamisten, oder kupieren sich mittels Küchenmesser das Glied und springen aus dem Balkon, wie jüngst geschehen. Wobei sich die Frage stellt, ob es nicht die beste Lösung überhaupt wäre, wenn sich sämtliche Radikale dieser Welt zunächst ihrer Fortpflanzungsfähigkeit berauben und schließlich auch noch aus großer Höhe herabstürzen würden. Kalle Theo zu Guttenberg, einst durch einen fremdverfassten Doktortitel am Wichtigmachen, macht sich schon wieder wichtig, indem er via Boulevard die geheime Taktik des russischen Präsidenten erklärt. Dabei hofft jeder, daß wenigstens dieser selbst genau weiß, was er tut. Apropos erklären; deutsche Nervenärzte erklären einfach jeden Zweiten für psychisch krank, zumindest aber für gestört. Warum? Um ihre eigene Wichtigkeit unter Beweis zu stellen. Die Logik ist zwingend; besteht eine Gesellschaft zunehmend aus Opfern, dann muss sich ja jemand um diese Opfer kümmern. Und wer könnte das besser, als die eigens dafür ausgebildeten Ärzte? Krankenkassen manipulieren Diagnosedaten und Fallzahlen, um sich wichtig zu machen. Ihrer Sicht entsprechend steht jeder Zweite kurz vorm Abnippeln, und die andere Hälfte von uns ist eigentlich schon tot und nur zu faul zum Umfallen. Hunderttausende wohlversorgte Angestellte tippen unerhebliche Daten in Rechnernetzwerke, die dort zu wichtigen Gebilden wuchern. Die Kassen akkumulieren endlos Kohle, um Kosten zu tragen, die ohne ihre Proklamationen erst gar nicht entstehen würden. Gott, wie wichtig. Auch der ADAC erkannte die Macht eines großen Autoclubs und manipulierte sich zum wichtigen Zünglein an der Waage. Seine Geschäftsleitung ließ sich vor lauter Wichtigkeit gar in Helikoptern durch den Luftraum transportieren. Die Straße war den Autofritzen nicht mehr gut genug. Und Sie, haben Sie schon eine Idee, wie Sie demnächst wichtig werden könnten? Dicke Zigarre? Ach, Sie sind schon wichtig? Tschuldigung!