Erstellt: 16. Oktober 2013

Eigentlich wollte ich mich zu diesem kleinen Jubiläum der 10. Ausgabe endlich mal kurz vorstellen, aber ganz unverhofft kam mir noch das Wahlthema in den Schnabel - da muß ich das halt später nachholen.

Einst grassierte im Osten Deutschlands ein Witz. Der ging so: „Amerikaner haben die Wahl zwischen Carter und Reagan. Die Westdeutschen haben die Wahl zwischen Schmidt und Strauß. Und DDR-Bürger haben die Wahl, ob sie vormittags zur Wahl gehen oder nachmittags.“ Jetzt fühlen sich einige von ihnen ungefähr wieder dort angekommen, wo sie schon einmal waren. Hieß es damals von Staates wegen: „Wählt die Kandidaten der Nationalen Front!“, sieht sich der unterdessen demokratisch gebildete Abstimmungsberechtigte abermals einer Einheitssoße von Parteien gegenüber, die sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Nicht mal zwei von hundert Bundesbürgern sind Mitglieder einer Partei, doch sind - frei nach Jaspers - die Parteien der Staat und nicht wir. Was wir wollen ist eine Sache, was die Parteien wollen, eine ganz andere. Die einen wollen weniger Wurst. Die anderen größere Würste für wenige. Wieder andere gleichgroße Würste für alle. Letztlich ist es aber doch wurst. Wollen ist Wollen und Können ist Können. Können und Politik, das sind nun auch wieder verschiedene Geschichten. Bei den Absichtserklärungen der politischen Klasse ist es wie beim Bier der großen Hersteller; zum Verwechseln ähnlich. Freilich, Leute die keine berufliche Alternative zur Politik haben, bangen nun um ihre Listenplätze und Mandate. Wer schon im Gymnasium nach einem Bundestagsmandat schielte, für den geht’s absolut um die Wurst, wenn er nix Gescheites gelernt hat. Deshalb versuchen manche sich hervorzutun, indem sie sich auf Kosten von Minderheiten profilieren. Das hat in Deutschland Tradition. Mal sind die Raucher dran, mal die Gemüsezüchter, die unerlaubterweise nicht EU-konforme Tomaten anbauen. Inzwischen sind diese Bevormundungspraktiken keine Idiotien Einzelner mehr, sondern strategisch vorbereitete Lobbyangriffe auf unsere theoretisch garantierte Freiheit. Der Bodensatz politischer Versager ist allemal noch gut genug, um gegen dies und jenes instrumentalisiert zu werden. Unter der Flagge von Betroffenheit und Engagement wird der vermeintlich mündige Bürger gegängelt. An Claqueren hat es in Deutschland allzeit ebenso wenig gefehlt, wie an Gleichgültigkeit. Für alle anderen stellt sich die Frage; wem überreicht man am Wahltag den angemessenen Denkzettel? Und wie?
Die Prognose ist einfach. Wie bei jeder Wahl wird es schlussendlich nur Gewinner geben.
Alles bleibt wie es ist. Während Mutti regiert, und nächstes Jahr besser als das übernächste wird, reagiert AbstimmerIn auf den bekannten Zustand mit bürgerlicher Souveränität und entscheidet, ob früh oder nachmittags zur Wahl gegangen wird. Oder gar nicht. Sie haben die Wahl: ergänzend oder alternativ zum Wahlgeschehen, gönnen Sie sich vielleicht eine gute Zigarre, oder zwei. Ernsthaft; Hochrechnungen lassen sich gelassener ertragen, wenn man die richtige Puro genießt. Wer sich in unsere Klimaräume begibt, hat es mit der Wahl nicht ganz so einfach. Wir setzen auf gediegene Auswahl statt Alternativlosigkeit und Einheitskost.