Sancho Panza Escuderos der Edición Regional Alemania 2011

Verkostungsnotiz zur Sancho Panza Escuderos der Edición Regional Alemania 2011

Sancho Panza-Zigarren, obzwar überwiegend von leichterer Natur, gehören doch zu den bei Kennern besonders geschätzten Havannas. Wer Sancho Panzas mit größter Ruhe und Verstand raucht, wird belohnt. Gesellschaftszigarren sind sie nicht; es sei denn, eine Runde schweigsamer Aficionados und Aficionadas erfreute sich in stiller Gemeinschaft an ihnen. Ihre besondere Eigenart besteht in der Flüchtigkeit ihrer Aromen; während der Connaisseur über ein gerade empfangenes Aroma rätselt, ist bereits ein anderes präsent. Typischerweise ist auch die Zuordnung der Aromenvielfalt schwierig, nichts ist vordergründig, nichts eindeutig. Es ist ein bisschen, als betrachte man eine nackte Schöne durch Milchglas; in etwa als stünde man vor Gerhard Richters Frauenbildnis "Ema".
Freilich ist die Zigarre noch jung; da fällt der Einstieg etwas beschwerlich aus. Die ersten Züge teilen wenig außer grasig-herbalen Noten mit. Doch bereits nach zwei Minuten entwickelt sich blumige Süße vor dem Hintergrund von Kakaoschalentee. Sofort fühlt man sich an den feinen Kakaoduft und die milde Süße der kalten Zigarre erinnert. Man muss nicht lange auf das markentypische Aromenspiel von Pilzen warten, die in der Sonne trocknen. Fruchtige Aromen, die hinzukommen, lassen Mango und Rhabarber erahnen. Nach fünfundzwanzig Minuten zeichnet sich der Rauch durch dichte cremige Struktur aus, Toastaromen werden spürbar, Popcorn, türkischer Honig, Nüsse – sämtlich feinschichtig, ätherisch, nicht breit, niemals dominant. Ab der Mitte schmeckt man leichte Holz- und Harzaromen – ein Kiefernwald in der Sonne. Hier und da ein Hauch Marzipan, dann ein paar animalische Töne, die einen zum Grübeln bringen; war das jetzt der Bratenduft von Lammfilets mit Rosmarin? Im Finale eröffnen sich deutliche Holznoten. Weißdorn, Buchsbaum, der Duft barocker Gärten. Bitterschokolade, Eiche, ein leichtes Pfefferl. Es ist die Jugend, die pikant daherkommt. Der Kreis schließt sich, Kakaoschalenteegeschmack kommt zurück. Erstaunlich wie rund und vergleichsweise vollkommen diese Zigarre bereits zum Genuß einlädt.
Die Escuderos sind keine starken Zigarren. Bei 3 von 10 beginnend, etwa bei 5 endend, kann man sie als leicht bis mittelstark einordnen. Für ihre Jugend ungewöhnlich: Zug und Abbrand, sowie Aschebildung gaben keinerlei Anlaß zur Klage. Der Reifeprozess wird die Zigarre bereits in wenigen Monaten noch runder werden lassen. Pünktlich zur nächsten Freiluftsaison wird sie sich bereits hübsch entwickelt haben. Doch eine ernsthafte Reifelagerung, die zu schönsten Erwartungen berechtigt, wird wohl vier Jahre in Anspruch nehmen. Dann freilich werden die Escuderos bereits zu jenen Raritäten gehören, für die auf dem Zweitmarkt tolle Preise geboten werden.

Ein Novum: Schwarzbier, sonst universeller Begleiter einer Zigarrendegustation, ist nicht das geeignete Begleitgetränk zu dieser Zigarre. Hier bietet sich ein reifer, vollfruchtiger und intensiver Weißwein, etwa ein Rheingauriesling mit deutlicher Restsüße oder gar schwereres an. Als ideal erwies sich Ron Dos Maderas 5+5, double aged, eine Blend von Rhums aus Guayana und Barbados, die in der Karibik im Eichenfass lagerten und danach in Jerez de la Frontera in ausgedienten Fässern reifen, in denen zuvor 20 Jahre alter Pedro Ximenez Oloroso zur Hochform auflief. Durch die Zigarre bekommt er intensive Fruchtaromen von Aprikose, Pfirsich und Guave. Wir haben diesen wunderbar weichen Rum für Probierlustige auch in sehr handlichen 5 cl-Fläschchen geordert, damit Sie selbst nachvollziehen können, was ein perfektes Cross-Over ist: Zigarre und Begleitgetränk erreichen gemeinsam eine Stufe von Harmonie, die beiden für sich allein vorenthalten bleibt.

PS: Wem sich bei Lektüre des Artikels die Frage nach der Herkunft der unzählig aufgeführten Aromen stellt, dem sei unser Artikel "Die berechtigte Frage nach den tausend Aromen" aus dem Jahr 2010 empfohlen.

 

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