Heute starten wir mit unserer regelmäßig unregelmäßig erscheinenden Kolumne und sind dabei auch aufgeschlossen gegenüber Gastbeiträgen. Derjenige, dessen Text die subjektive, voreingenommene und selbstverständlich extrem kritische Jury zumindest in mäßiges Wohlwollen versetzt, hat berechtigte Chancen, darauf zu hoffen, diesen Text veröffentlicht zu sehen. Wir behalten uns vor, dem Urheber oder der Urheberin eine Zigarre zu verpassen. Nun aber genug der Vorrede:

Der Weihnachtsmann raucht Pfeife

Wenn alles vorbei ist, raucht der Weihnachtsmann Pfeife. Doch so weit sind wir noch nicht. Noch ist nichts vorbei. Alles hastet. Gerade mal der Nikolaus hat sein Jahreswerk vollbracht und sich zur Ruhe begeben. Sein Bett steht links neben dem vom Osterhasen, der im Tiefschlaf die Nase kraus zieht, wenn Nikolaus sich der Stiefel entledigt. Der Pfingstochse brummt dazu im Traum. Brave Tabakhändler aber sind die unverdrossensten Kämpfer für gelungene Weihnachtsfeste. Bis zur allerletzten Minute halten sie aus, im Einsatz für Freude und Genuß. Wenn sie am Heiligabend die Ladentüren schließen, klingeln hier und da bereits die Bescherungsglöcklein, ringt manch einer schon geröteten Auges mit Blähungen. Herrlich all die Wonnen; fein dass so viel verschenkt wird. Da kann hinterher auch viel umgetauscht werden. Die Rosa Leggins, die dem Opa nicht passen wollen; die Friteuse, die der mütterlichen Diätplanung im Wege steht und der Koran, den der Cousin einfach nicht lesen will. Um es gleich zu sagen; die Tabakhändler sind privilegiert. Gerauchte Zigarren kann man nun mal nicht zurückbringen, ausgetrunkenen Scotch auch nicht. Doch umso höher liegt die Messlatte; schmecken muss es. Deshalb steht der rechtschaffende Tabakspezialist vor der Anforderung, sich mit Verve und Gusto auf die Erwartungen fremder Gaumen und Nasen einzustellen. Klappt es, sieht er seine Kundschaft wieder. Wenn nicht, dann gute Nacht. Dafür kann ihn das Gejammer der gesamten restlichen Kaufmannschaft über nachfesttägliche Umtauschorgien nicht erreichen. Oder der merkwürdige Vorschlag, man möge einander Geld schenken. Statistisch gesehen, gibt jeder Bundesbürger in diesem Jahr ca. 280 Euro für Geschenke aus. Demnach könnte Papa der Mama drei Fünfzigeuroscheine übereignen, wofür sie sich mit einem Hunderter und einem Fünfziger bei ihm revanchieren würde, indes das Kind vom Vater und der Mutter jeweils einhundertfünfundzwanzig Euro erhielte und seinerseits jedem Elternteil jeweils; aber lassen wir das. Es kann einen jammern. Wünschen wir doch Herzenswärme, ein wenig innere Einkehr und Fröhlichkeit. Der Duft einer guten Importe und der Nachhall eines erlesenen Tropfens haben dabei noch nie geschadet. Selbst der Weihnachtsmann raucht bekanntlich Pfeife. Wenn alles vorbei ist.